Israelische Truppen ermorden weiterhin willkürlich palästinensische Hilfesuchende in Gaza

Ein Palästinenser läuft am 16. Juni 2025 über die Trümmern eines Hauses in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens, das von einem israelischen Angriff zerstört wurde [AP Photo/Abdel Kareem Hana]

Am Wochenende gingen israelische Truppen erneut mit einer Welle militärischer Gewalt gegen die palästinensische Zivilbevölkerung in Gaza vor. Bei einer Reihe von Angriffen wurden mindestens 44 Menschen getötet. Laut lokalen Behörden hatten viele der Getöteten lediglich versucht, dringend benötigte Nahrungsmittel für ihre Familien zu besorgen.

Am Freitag töteten die israelische Verteidigungsstreitkräfte (IDF) etwa 25 Palästinenser, als sie südlich von Netzarim im zentralen Gazastreifen auf Lastwagen mit Hilfslieferungen warteten. Laut der örtlichen palästinensischen Gesundheitsbehörde hatten sich die Opfer in der Hoffnung auf Lebensmittel versammelt, um dann von israelischem Feuer niedergemäht zu werden.

Dieses Massaker ist das jüngste in einer anhaltenden Kampagne der Gewalt gegen Zivilisten an Verteilungsstellen für Hilfsgüter. Die IDF erklärten auf Fragen nach dem Vorfall erneut, ihre Truppen hätten Warnschüsse auf „mutmaßliche Aufständische“ abgegeben, die in einer Menschenmenge auf sie zukamen.

Laut den IDF hat daraufhin ein israelisches Flugzeug „die Verdächtigen angegriffen und eliminiert“. In der Erklärung der IDF wird eingeräumt, dass bei dem Vorfall weitere Personen verletzt wurden und dass das Militär eine Untersuchung durchführt. Die Rechtfertigung der IDF – die Aufständischen seien in einer Menschenmenge vorgerückt – ist eine durchsichtige Tarnung für den wahllosen Einsatz tödlicher Gewalt gegen unbewaffnete Zivilisten.

Die Gewalt in Gaza beschränkte sich nicht auf die Verteilungsstellen für Hilfsgüter. Am Freitag wurden bei israelischen Militärschlägen im gesamten Gazastreifen mindestens 19 weitere Palästinenser getötet, darunter zwölf Personen in einem einzigen Haus in Deir al-Balah im Zentrum von Gaza.

Die Nachrichtenagentur Wafa meldete derweil, dass in al-Mawasi im südlichen Gaza bei einem Drohnenangriff der IDF auf Palästinenser mindestens drei Menschen getötet und mehrere weitere verwundet wurden. Laut Al Jazeera berichtete Wafa: „Der Angriff richtete sich gegen ein Zelt, in dem vertriebene Mitglieder der Familie Shurrab untergebracht waren. Das Zelt befand sich in einem Gebiet, das vom israelischen Militär zuvor als ,sichere Zone‘ ausgewiesen worden war.“

Al Jazeera berichtete außerdem, dass in den letzten 48 Stunden mindestens 202 Menschen getötet wurden, darunter vier nach israelischen Angriffen geborgene Leichen. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden bei israelischen Angriffen im gesamten Gazastreifen 1.037 Personen verwundet.

Der anhaltende Völkermord an der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza muss im Kontext der umfassenderen Kriegsziele des US-Imperialismus und seines israelischen Kampfhunds im Nahen Osten verstanden werden. Die faschistische Regierung von Benjamin Netanjahu verfolgt unter der Regie der Trump-Regierung eine Politik der kollektiven Bestrafung der gesamten Bevölkerung von Gaza. Ihr Ziel ist die Vertreibung der Palästinenser durch Massenmord und Aushungern, damit das zionistische Regime den Gazastreifen annektieren und besiedeln kann.

Dieses Ziel steht auch im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Iran. Das Netanjahu-Regime hat den Vorwand der „Sicherheit“ als Rechtfertigung für seine unablässigen Angriffe und das Aushungern des Gazastreifens benutzt, um die US-amerikanisch-israelische Vorherrschaft über den gesamten Nahen Osten zu festigen, auch durch eine Operation zum Regimewechsel im Iran.

Eine der barbarischsten Entwicklungen in der ethnischen Säuberungskampagne in Gaza war die Gründung der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), eines privaten US-amerikanisch-israelischen Programms, das die Hilfslieferungen in dem Gebiet übernimmt.

Die GHF wird von Militärfirmen und nicht von humanitären Fachleuten geleitet. Sie operiert unter strenger Aufsicht der israelischen Regierung ohne jegliche Transparenz, Unabhängigkeit oder Rechenschaftspflicht. Dieses Organisation hat die Verteilung von Hilfsgütern faktisch militarisiert und zu einem Instrument des Vernichtungskriegs gemacht.

Seit die GHF ihre Tätigkeit aufgenommen hat, haben israelische Truppen immer wieder auf Palästinenser geschossen, die sich an den Verteilungspunkten der Hilfsgüter versammelt hatten. Zeugen haben grauenhafte Szenen beschrieben, bei denen israelische Soldaten, Panzer und Drohnen auf Mengen verzweifelter Menschen schießen, die Nahrungsmittel bekommen wollen.

So eröffneten am 17. Juni israelische Soldaten das Feuer auf Tausende von Palästinensern, die in Chan Yunis auf Mehl warteten. Dabei wurden mindestens 51 Menschen getötet und über 200 verwundet. Das Feldlazarett des Roten Kreuzes war mit Opfern überlastet, darunter viele Kinder und Frauen.

Die begrenzte Zahl von Ausgabestellen der GHF – nur vier im südlichen Gaza – kann den enormen Bedarf der Bevölkerung nicht decken. Die Organisation hat zudem ignoriert, dass in der Bevölkerung dringender und großer Bedarf an Medikamenten, Wasser und Unterkünften besteht.

Die GHF hat für legitime Hilfsorganisationen wie die UN den Zugang zu den Palästinensern gesperrt und damit ein paralleles politisiertes System geschaffen, das den Interessen des israelischen Staates dient. Es wird immer offensichtlicher, dass die Operationen der GHF Teil einer bewussten Strategie sind, die Palästinenser in kleinen Gebieten nahe der ägyptischen Grenze zu konzentrieren und so ihre dauerhafte Vertreibung aus dem Streifen vorzubereiten.

Das israelische Militär hat zahlreiche Rechtfertigungen für seine wiederholten Schüsse auf Zivilisten an den Verteilungsstellen für Hilfsgüter vorgebracht. In fast jedem Fall behaupten die IDF, „Verdächtige“ oder „Aufständische“ hätten sich ihren Truppen genähert, was Warnschüsse und schließlich tödliche Gewalt notwendig machte.

Das Militär betont, es wolle durch sein Vorgehen nur die Menge unter Kontrolle halten und Bedrohungen für die Sicherheit verhindern. Augenzeugen und humanitäre Organisationen haben jedoch immer wieder berichtet, die Schüsse seien unprovoziert und wahllos.

In einer typischen Erklärung der IDF heißt es: „Die Truppen haben Warnschüsse abgegeben, und da sich die Verdächtigen nicht zurückzogen, wurden weitere Schüsse auf einzelne Verdächtige abgegeben, die sich auf die Soldaten zubewegten.“

Die IDF behaupten oft, nichts von zivilen Todesopfern zu wissen, oder spielen die Zahlen herunter, obwohl die lokalen Krankenhäuser mit Toten und Verwundeten überfüllt sind. Die Einsatzregeln der IDF erlauben den Einsatz tödlicher Gewalt gegen jeden Palästinenser, der sich ihren Soldaten nähert, egal ob er eine echte Bedrohung darstellt oder nicht.

Internationale Hilfsorganisationen haben Israels Vorgehen und die Rolle der GHF, die das Töten von Zivilisten erleichtert, einhellig verurteilt. Das Rote Kreuz erklärte, die „große Mehrheit“ der Patienten, die seit Beginn der GHF-Hilfsinitiative in ihren Feldlazaretten eintrafen, seien verletzt wurden, als sie versuchten, Zugang zu Hilfsgütern zu erhalten oder sich in der Nähe von Verteilstellen aufhielten.

Die Organisation warnte, Zivilisten sollten beim Versuch, humanitäre Hilfe zu erhalten, nicht solchen Gefahren ausgesetzt werden, doch genau das passiert jeden Tag in Gaza.

UNICEF und andere UN-Behörden haben die Zusammenarbeit mit der GHF verweigert und sich dabei auf ihre fehlende Unabhängigkeit und Komplizenschaft bei der Militarisierung von Hilfslieferungen berufen. UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine Untersuchung der wiederholten Massaker an den Ausgabestellen von Hilfsgütern und erklärte, es sei „inakzeptabel“, dass Menschen ihr Leben riskieren, nur um Nahrungsmittel zu erhalten. Die Warnungen der internationalen Gemeinschaft sind jedoch auf taube Ohren gestoßen, und das Töten geht ungestraft weiter.

Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium wurden alleine seit Ende Mai mehr als 400 Menschen an oder in der Nähe von Verteilungsstellen für Hilfsgüter getötet. Dazu kommen Zehntausende, die seit Beginn der israelischen Offensive im Oktober 2023 getötet wurden.

Zwar lassen sich genaue Zahlen aufgrund der israelischen Einschränkungen für internationale Medien und des Zusammenbruchs der lokalen Institutionen schwer bestätigen. Palästinensische Schätzungen gehen jedoch davon aus, dass seit Oktober 2023 55.700 Menschen getötet wurden, die Mehrheit davon Frauen und Kinder.

Die ununterbrochene Tötung von palästinensischen Hilfesuchenden durch israelische Soldaten ist eine bewusste Politik der Regierung Netanjahu. Durch die Militarisierung der Hilfe und den Einsatz von Hunger als Kriegswaffe begeht Israel mit Unterstützung der USA und anderer imperialistischer Mächte täglich Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

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